Wahlprogramm 2020 – Verkehr

Mehr alternative Mobilität!

Die Mobilität befindet sich im Wandel. Die automobilzentrierten Verkehrskonzepte der Vergangenheit führen zu einem Kollaps auf unseren Straßen, was wir im Alltag zunehmend erleben. Erfreulicherweise verändern immer mehr Menschen ihr Mobilitätsverhalten, steigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel um und tragen so auch zu einem besseren Verkehrsfluss bei.

Auf diese Wandel hat unsere Stadt bisher kaum reagiert.

Der innerstädtische Verkehr ist weitgehend für PKWs optimiert. Fahrradfahrer und Fußgänger müssen sich nicht selten das teilen, was von der Straße übrig bleibt.

Die Fahrradinfrastruktur war von 30 Jahren fortschrittlich, aber leider hat diese nicht mit der Entwicklung Schritt gehalten. Der Bedarf an den Ausbau und an die Sicherheit der Fahrradfahrer hat sich weiterentwickelt und Fahrradfahren konkurriert heute mit dem omnipräsenten Auto, dessen Infrastruktur mit Steuergeldern über Jahrzehnte immer besser aufgebaut wurde.

Dieses Ungleichgewicht muss geändert werden. Kamp-Lintfort sollte, auch als junge Hochschulstadt, den Fahrradverkehr als bestes und wichtiges innerstädtisches Transportmöglichkeit wiederentdecken.

Wir fordern verkehrstechnische Lösungen, bei denen die  Sicherheit des Rad- und Fußverkehrs höchste Priorität hat.

Die Stadt Kamp-Lintfort hat die Anbindung Kamp-Lintforts an das regionale Schienennetz beharrlich gegen alle Widerstände vorangetrieben. Wir danken der Stadtverwaltung für diese gute Arbeit. Es sollten jetzt alle Beteiligten an einem Strang ziehen, damit der Regelbetrieb kurzfristig aufgenommen werden kann.

Die Bürger im Kreis Wesel entscheiden sich nur in 2 von 100 Fällen für die Nutzung des ÖPNV.

Der ÖPNV hat dennoch eine wichtige Rolle für die Kamp-Lintforter Bürger und könnte diese noch besser wahrnehmen. Leider bleibt das Potential durch mangelndes Interesse bei den zuständigen Stellen ungenutzt.

Wir GRÜNE sind davon überzeugt, dass entschlossene Veränderungen für den Verkehr in Kamp-Lintfort überfällig sind. Wir müssen endlich von anderen Städten in Deutschland und den Niederlanden lernen, wie man eine moderne, fahrradfreundliche, belebte und wohnliche Stadt gestaltet, in der Menschen emissionsfrei und leise ihre täglichen Wege in Alltag und Freizeit zurücklegen können.

Wir fordern das Hamminkelner Modell einer umweltbewussten Mobilität in der Verwaltung!

Wir haben keine Zeit für Fehler, sondern müssen schnell  aus den Erfolgen anderer Gemeinden lernen. Hamminkeln hat nicht nur begonnen, die eigene Fahrzeugflotte zu elektrifizieren, sondern beteiligt die Bürger auch an der Nutzung dieser Verwaltungsflotte zu privaten Zwecken. So können Interessierte Elektroautos unkompliziert und kostengünstig testen und  Vorbehalte und Mythen werden abgebaut.

Wir fordern eine konsequente Elektrifizierung der städtischen Fahrzeugflotte gemäß der Ökokriterien des Elektromobilitätsgesetzes und eine transparente Dokumentation der CO2-Emissionswerte der städtischen Flotte.

Wir Grüne fordern einen schnellen Beitritt und aktive Beteiligung in der AGFS!

Wir erwarten von dem Beitritt in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. (AGFS) wichtige Impulse und Erfahrungsaustausch mit anderen Städten in NRW. Viele Städte und Gemeinde sind deutlich weiter als Kamp-Lintfort dabei, die Lebensqualität und Attraktivität durch solche Maßnahmen zu verbessern und gleichzeitig die CO2-Emissionen beträchtlich zu reduzieren.

Wir Grüne fordern Veranstaltungen zur Förderung des emissionsfreien Verkehrs!

Wie schon im Klimaschutzkonzept 2016 vorgeschlagen, sehen wir eine Woche oder einem Wochenende der klimafreundlichen Mobilität pro Jahr als einen wichtigen Betrag zur Information der Bürger über Entwicklungen in diesem Bereich, Erfolge der Stadt, Feedback an die Stadtverwaltung, aber auch für eine gemeinsames Erleben der Aufwertung der Lebensqualität durch eine bürger- und klimafreundliche Mobilität.

Wir Grünen fordern mehr Budget für Entwicklung, Erhaltung und Ausbau der Fahrradwege!

Wir wollen, dass Fahrradwege einladen, das Auto stehenzulassen. Die Bürger Kamp-Lintforts sind moderner als die Stadt. Viele Menschen nutzen mittlerweile das Fahrrad im gesamten Stadtgebiet. Sie wissen: Auf Strecken unter 3km ist das Fahrrad das schnellste Verkehrsmittel:  MIT DEM FAHRRAD DURCH KAMP-LINTFORT -SCHNELL, LEISE, UMWELTFREUNDLICH.

Sie erleben dabei jedoch im Alltag, dass viele Fahrradwege Mängel aufweisen und zu wenig in die Mängelbeseitigung investiert wird. Dies wollen wir ändern und mehr Mittel für die Instandhaltung und Sanierung des Radwegenetzes bereitstellen. Die Meldung und rasche Beseitigung von Gefahrenquellen muss verbessert werden.

Der Trend zu Pedelecs und gesunder Mobilität für das Pendeln zur Arbeit, Erledigungen des täglichen Bedarfs und für die Freizeit bedeutet höhere Geschwindigkeiten und erfordert damit breite, gut ausgebaute und gesicherte Fahrradwege.

Auf Basis des Nationalen Radverkehrsplanes ergibt sich für Kamp-Lintfort ein jährlicher Bedarf von ca. 500.000 EUR/Jahr.

Der Trend zu breiteren Lastenfahrräder muss bei dem Aufbau schon berücksichtigt werden, damit nicht in wenigen Jahren die Maßnahmen wiederholt werden müssen.

Ebenso sollte der Kauf von Lastfahrrädern als Anreiz zur Änderung von Mobilitätsgewohnheiten finanziell gefördert werden.

Es bedarf zusätzlich ordnungstechnischer Veränderungen an hochfrequentierten Radwegen. So müssen Vorfahrtsregeln und Ampelregelungen für Radfahrer sicherer werden.

Wir GRÜNE wissen, dass sich eine fahrradfreundliche Kommune durch mehr als nur ein sehr gutes Radwegenetz auszeichnet. Deshalb muss die entsprechende Ausweitung eines attraktiven Stellplatzangebots für Fahrräder ebenso umgesetzt werden, wie gut erreichbare Ladesäulen für E-Bikes. Dies sollte an zentralen Bereichen wie z.B. EK3, REAL-Parkplatz, am zukünftigen Bahnhof und am  Kino auch durch besonders Sicherheitslösungen wie Fahrradboxen oder überwachte Abstellflächen realisiert werden.

Im Bereich des Bahnhofs- und der Hochschule sehen wir den Bedarf eines Fahrradparkhauses nach niederländischem Vorbild.

Das Fahrradtraining an Kamp-Lintforter Schulen soll ausgeweitet werden.

Der Einzelhandel soll dazu ermutigt werden, Unterbringungsmöglichkeiten für Fahrradkörbe, Helme, Packtaschen und bereits getätigte Einkäufe zu schaffen.

Wir Grünen fordern die Elternzonenregelungen und sichere Abstellmöglichheiten an Schulen und Kitas!

Schüler auf dem Fahrrad und zu Fuß müssen geschützt werden auf ihrem Weg von und zur Schule. Hierfür ist mithilfe von Elternzonenregelungen in Zusammenarbeit mit den Schulen der motorisierte Verkehr etwas von der Schule zu entfernen, so dass gefährliche Situationen durch hektisches Hinbringen und Abholen mit dem PKW vermieden werden.!

Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an Schulen sind zumeist nicht gut einsehbar und unterliegen keinerlei Kontrolle. Hierdurch kommt es immer wieder zu Vandalismus an Fahrrädern, die nicht nur teuer sind, sondern auch Probleme des Nachhausekommens für Schüler und Eltern erzeugen. Das Fahrrad muss als wichtiges Transportmittel der Schüler verstanden werden

Hier sollte durch überwachte und zentral einsehbare Abstellflächen Abhilfe geschaffen werden.

Wir Grüne fordern höhere Taktungen mit schnellen Verbindungen für den OPNV!

Nur in 2 von 100 Fällen entscheidet sich ein Bürger im Kreis Wesel für die Nutzung des ÖPNV.

Dabei hat der ÖPNV seine Stärken sowohl bei der Bündelung auf intensiv genutzten Trassen, als auch bei der Integration mit Fuß- und Fahrradverkehr.

Wie Verkehrsexperten nachgewiesen haben, erhöhen nicht Preissenkungen die Fahrgastzahlen, sondern eine bessere Qualität des Angebotes.

Reisende wollen heute verlässliche, schnelle Verbindungen bei höherer Taktung mit Anschluss an regionale Knotenpunkte.

Gleichzeitig können Busse heute schon das leisten, wovon Automobilhersteller reden: Elektrisches, praktisch autonomes Fahren mit Komfort und Vernetzung für die Insassen.

Durch moderne App-Nutzung könnten die Nutzer nicht nur  jederzeit über den aktuellen Fahrplan informieren werden, sondern auch gleichzeitig den Busfahrern kurzfristig die Möglichkeit geben, den Fahrplan anzupassen.

Wir fordern, dass das Marketing intensiviert und die Information über das ÖPNV-Angebot besser zum Bürger kommuniziert wird. Hierzu müssen die Betreiber stärker am Umsatz beteiligt sein.

Busse müssen als sichtbares Zeichen des städtischen Mobilitätsangebotes mit Priorität auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden, während das Angebot qualitativ aufgewertet werden muss hinsichtlich Komfort, Vernetzung und Flexibilität.

Wir fordern, dass Kamp-Lintfort seinen Einfluss auf den ÖPVN gelten macht, damit die Verkehrsbetriebe endlich bei uns ihren Beitrag zum sicheren, emissionsfreien und verlässliche Personentransport leisten.

Wir Grünen fordern eine verlässliche Fahrradmitnahme im ÖPNV!

Fahrrad/E-Bikes und E-Scooter und ÖPNV müssen sich gegenseitig ergänzen. Hierfür ist es notwendig, dass sich gerade Pendler darauf verlassen können, dass sie auch mit ihrem individuellen Verkehrsmittel beim ÖPNV mitgenommen werden. Jeden Tag.

Wir Grünen fordern eine breitangelegte, planvolle Einrichtung von öffentlichen Ladesäulen für E-Autos und Pedelecs!

Kamp-Lintfort muss endlich all seinen Bürgern eine klare Planungsgrundlage für die Versorgung mit Ladestrom für Elektroautos ermöglichen. Es kann nicht sein, dass allein Eigenheimbesitzer bequem ihre Elektroautos zuhause laden können. Es ist gut, dass Kamp-Lintfort auch Mietwohnungen oder schöne Altsiedlungen den Bürgern bietet, aber diese Bürger müssen auch eine verlässliche und bequeme Möglichkeit haben, ihre elektrisch betriebenen Autos aufladen zu können.  Hier muss Kamp-Lintfort endlich Lösungen anbieten.

Die heutige Ladeinfrastruktur von bisher 2 und zukünftig 3 Ladesäulen, eine abgelegen im Gewerbepark Dieprahm, und zwei als „klassische“ Rathaus-/Stadtwerke-Ladesäulen, sind bei einem Potential von 20.000 PKW in Kamp-Lintfort völlig unzureichend. Die Konzeptlosigkeit bei der Planung der Landesgartenschau mit dem Fehlen von Lademöglichkeiten für E-Bike und E-Auto weder auf dem Zechengelände noch auf Kamp sollte für Kamp-Lintfort ein Weckruf sein.

Wir fordern, dass endlich, auch in Zusammenarbeit mit Handel und Tiefgaragenbesitzern, eine Struktur an öffentlichen Ladestationen für E-Bikes und E-Autos an attraktiven Orten der täglichen und wöchentlichen Nutzung aufgebaut wird.

Wir erwarten, dass die Stadtwerke Kamp-Lintfort ihrer Verantwortung als Energieversorger endlich gerecht wird und eine solche planvolle Infrastruktur aufbaut.

Wir Grüne fordern Temporeduzierungen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung!

Viele Bürger an stark befahrenen Straßen leiden unter dem kontinuierlichen Lärm des Straßenverkehrs. Zahlreiche Städte haben die Erfahrung gemacht, dass Verkehrsberuhigung die Lebensqualität und Lebendigkeit einer Stadt aufwertet und zum Einkaufen und Verweilen einlädt.

Wir fordern Tempo 50 auf der Saalhoffer Straße zwischen Kirchstraße und der Ampelkreuzung B510/Prinzenstraße, sowie Tempo 50 auf der B510 an der Kreuzung Feldstraße/Mühlenstraße – an beiden genannten Stellen ist es in der Vergangenheit immer wieder zu schweren, auch tödlichen Unfällen gekommen.

Es darf aber nicht erst zu tödlichen Unfällen kommen müssen, damit etwas passiert. Diese Praxis spielt mit dem Leben der Betroffenen.

Wir fordern eine Analyse der Straßen aus Sicht des Fußgängers und Fahrradfahrers zur Identifizierung und Forderung an die Straßen NRW, bevor Menschen zu Schaden kommen.

Wir GRÜNE treten für eine Tempobegrenzung auf 30 km/h in Wohngebieten und Stadtteilzentren ein.

Wir Grünen fordern mehr Schutz für Fußgänger!

Zu Fuß gehen macht Spaß und ist gesund. Eine Stadt zu Fuß zu erfahren entspannt und entschleunigt. Die meisten von uns wissen allerdings aus eigener Erfahrung: Wer in unserer Stadt zu Fuß unterwegs ist, ist oftmals das schwächste Glied in der Kette aller Verkehrsteilnehmer*innen. Das wollen wir ändern und die Fußgänger*innen als Verkehrsteilnehmer stärken.

Die sichere Querung von Straßen wollen wir durch Maßnahmen wie zum Beispiel Poller an Straßenecken verbessern.

Die Benachteiligung von Fußgängern und Fahrradfahrern durch die vermehrt installierten Betteltasten bei Ampelregelungen muss rückgängig gemacht werden.

Ein entsprechender Umbau von Kreuzungsbereichen kann unter anderem mit dem Programm zur Ausweitung der Barrierefreiheit verknüpft werden. In  jeder Straße muss mindestens ein Fußweg für Menschen mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator problemlos passierbar sein.

Das Zuparken oder Zustellen von Fußwegen muss konsequent unterbunden werden. Rollstühle und Kinderwagen müssen auf den Fußwegen ausreichend Platz haben.

Mit dem Trend zu Pedelecs und e-Scooter sind Fußgänger mit schnellen Verkehrsteilnehmer konfrontiert.  Die leider so häufige Verdrängung des Radverkehrs auf die Gehwege schadet aber der sicheren Bewegungsfreiheit von Fußgänger*innen.

Wir müssen erreichen, dass Gehwege wieder denen zur Verfügung steht, für die sie gedacht sind: den Fußgänger*innen.

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