Kamp-Lintforter Grüne kritisieren Regionalplan

Planung für die Kiesgewinnung vollkommen aus dem Ruder

Die zweite Offenlegung des Regionalplans Ruhr hat bei den Kamp-Lintforter Grünen für gemischte Gefühle gesorgt.

Einerseits ist man erleichtert, dass das Wickrather Feld und die Trockenabgrabung nördlich der Leucht aus dem Planentwurf gefallen sind, andererseits macht die erneute Offenlegung deutlich, dass die Bedarfsermittlung und die daraus resultierende Planung für die Kiesgewinnung vollkommen aus dem Ruder laufen. Die neuen Flächen auf Kamp-Lintforter Stadtgebiet sind riesig und betreffen vor allem die Stadtteile Saalhoff, Rossenray und Niephauser Feld.

Die insgesamt 230 Hektar Kiesabbaufläche sind eine direkte Folge der Änderungen im Landesentwicklungsplan (LEP). In diesem wurden von der Landesregierung die Vorsorgezeiträume für Sand und Kies von 20 auf 25 Jahre hochgesetzt. Dies hatte zur Konsequenz, dass der RVR in seinem 2. Planentwurf  nochmal 20% mehr Kiesabbauflächen ausweisen musste. Im gesamten Kreis Wesel summiert sich dies auf über 1200 Hektar.

Kaum noch Flächen und bald schon neuer Kieshunger!

„Das bekommen jetzt die Menschen in Kamp-Lintfort und in der gesamten Region bitter zu spüren, “ so Ortsverbandssprecherin Linda Wiedemann. „Allein die abenteuerliche Planung rund um den Flughafen in Saalhoff zeigt, dass kaum noch Flächen vorhanden sind. Mich gruselt es davor, dass der Flächensoll vom RVR in einigen Jahren wieder auf das Kontingent von 25 Jahren aufgestockt werden muss. Dann könnten auch weitere Flächen in Kamp-Lintfort wieder Begehrlichkeiten wecken.“

Liest man die Sitzungsunterlagen des Regionalverbands Ruhr, dann wird klar, dass es keine Freiflächen rund um Kamp-Lintfort mehr gibt, über die man in Essen nicht zumindest nachgedacht hat. In den Synopsen zum Regionalplan stehen auch die Flächen im Wickrath, südlich der B510, in der Diskussion, wurden aber schlussendlich wegen ähnlich ungeeigneter Kiesqualität, wie es sie im im Wickrather Feld gibt, nicht in den Plan aufgenommen. 

Verlust unsere Natur- und Kulturlandschaft. Was bleibt ist eine Wasserwüste.

Der Blick in die Nachbarkommunen ist ebenfalls dramatisch. Alpen, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg stehen ebenfalls mit mehreren hundert Hektar im Regionalplan. Insbesondere der Verlust der landwirtschaftlichen Flächen sowie die Sicherheit des Grund- und Trinkwassers sorgen die Menschen am Niederrhein, nehmen die Grünen in ihren Gesprächen wahr. 

„Wir verlieren hier eine gewachsene Natur- und Kulturlandschaft und tauschen sie gegen eine Wasserwüste mit all ihren Nachteilen ein, “ so Wiedemann. „Egal wo ich am Niederrhein zum Thema Kies unterwegs bin, den Bürger*innen reicht es. Die Kiesindustrie ist ihnen zu gierig geworden.“  Auch die große Anzahl von Bürgerinitiativen am Niederrhein, die sich mit dem Thema beschäftigen, zeigt den Unmut in der Bevölkerung.

Ausstiegszenario mit Recycling und alternativen Baustoffen

Die Grünen sind sich einig,dass es nicht weitergeht. „Wir brauchen ein Ausstiegsszenario aus dem Kiesabbau, “ so Andreas Köhler, der die Kamp-Lintforter Grünen im Umwelt-und Klimaausschuss vertritt. „Recycling und alternative Baustoffe müssen, auch von der Stadt Kamp-Lintfort, gefördert werden.“

Auch die Bedarfsermittlung selbst muss drigend auf den Prüfstand. Die Klage der Stadt Kamp-Lintfort und anderer Kommunen und Kreise gegen den Landesentwicklungsplan wartet noch immer auf einen Gerichtstermin. „Wir haben große Sorge, dass vorher mit dem Regionalplan Fakten geschaffen werden, “ so Wiedemann.

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