Bürger verdienen Fakten: Kamp-Lintfort im Bereich erneuerbarer Energien auf den hinteren Rängen

Das Ergebnis einer großen Anfrage der NRW-Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von 2019 zum Ausbau von erneuerbaren Energien fällt für Kamp-Lintfort schlecht aus: Unsere Stadt liegt unter allen NRW-Städten und -Gemeinden in allen Bereichen der erneuererbaren Energien im unteren Viertel. Auch im Vergleich zu unseren Nachbargemeinden im Kreis Wesel ist Kamp-Lintfort in allen Bereichen der regenerativen Energien hinten.

Hier der Link zum Handout Große Anfrage Erneuerbare Energien zum Download.

Wieso sind erneuerbare Energien so wichtig?

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist die entscheidende Grundlage für eine Verringerung von CO2-Emissionen und mehr sauberere Luft.

Fossile Rohstoffe setzen Kohlenstoffdioxid, das über Jahrmillionen Jahre in Kohle, Erdöl und Erdgas gebunden wurde, über kurze Zeit wieder frei und erzeugen hierdurch eine Klimaerwärmung in bislang nicht gekanntem Ausmaß. Diese Klimaerwärmung ist nach menschlichen Maßstäben nicht umkehrbar.

Zusätzlich werden durch Verbrennung gebundene Schwermetalle und Schwefeldioxid freigesetzt und bei der Verbrennung entstehen Stickoxide. Letzlich ist eine Verbrennung eine ineffiziente Methode der „Energieerzeugung“. Bei den 40 Jahre alten Braunkohlekraftwerken in NRW liegt der Netto-Wirkungsgrad bei 38%, d.h. 62% der Energie in der Braunkohle geht ungenutzt in die Umgebung.

Ohne Ausbau erneuerbarer Energien bleibt der Rohstoffhunger nach Öl, Kohle und Erdgas eine der Hauptverursache von Klimaerwärmung, Kriegen und Migration und destablisiert die Weltpolitik durch die Finanzkraft nichtdemokratischer Förderländer.

Worten müssen Taten folgen!

Die Anfrage weisst aus, wieviel Potential für Erneuerbare Energien bislang in Kamp-Lintfort erschlossen wurden und wo wir damit im Vergleich der Kommunen innerhalb des Kreises Wesels und ganz NRW stehen:

* Zahlreiche Gemeinden in Wesel und NRW haben keine Photovoltaik auf Freiflächen.

Leider muss man auf dieser Faktenbasis feststellen, dass Kamp-Lintfort bei der Erschließung von erneuerbaren Energien den Anschluss verloren hat.

Dies ist umso verwunderlicher, weil Kamp-Lintfort Gründungsmitglied des Klimabündnisses der Kommunen im Kreis Wesel in 2009 waren. Daneben wurden in 2012 und 2016 Klimaschutzkonzepte vorgelegt, in 2019 eine kommunale Notstandserklärung für kommunalen Klimaschutz unterzeichnet und Kamp-Lintfort leistet sich einen Klimaschutzmanager.

Konzepte, Bündnisse und Notstandserklärungen allein führen nicht zu einer Veränderung! Die Stadtverwaltung ist gefordert, die guten Konzepte auch tatsächlich umzusetzen.

Ob dem kürzlich veröffentlichtem Mobilitätskonzept das gleiche Schicksal blüht, entscheidet auch der Wähler.

Die Zielvorgabe

Die Bundesregierung definierte im Energiekonzept aus dem Jahr 2010 unverbindliche Treibhausgasminderungsziele von 40 % für das Jahr 2020 und 55 % für das Jahr 2030 und um 80 bis 95 % bis zum Jahr 2050 (jeweils gegenüber 1990) vor. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung sollte von 40 bis 45 % im Jahr 2025 bzw. 55 bis 60 % im Jahr 2035 ansteigen.

in NRW wurden in 2013 diese Werte aufgeweicht in einem Klimaschutzgesetz im Januar 2013 mit einer Reduktion von nur 25 % bis zum Jahr 2020 und 80 %-Minderung bis zum Jahr 2050.

Emissionsminderungsziele Deutschland 2010 und NRW 2013 Quelle: Gertec, Klimaschutzkonzept 2016

Auf das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung vom September 2019 und das im Dezember 2019 verabschiedeten Klimaschutzgesetz (KSG) wird zu einem anderen Zeitpunkt eingegangen.

Es geht anders: Ein Vergleich der Gemeinden im Kreis Wesel zeigt erfolgreiche Umsetzer

Es gibt im Kreis Wesel 13 Gemeinden. Kamp-Lintfort ist an Platz 4, was die Bevölkerungsgröße betrifft. Der Vergleich mit unseren Nachbarn im Kreis zeigt, was möglich ist. Betrachten wir die bedeutendsten Energieformen:

Windenergie

Bei der Windkraft sind Schermbeck und Hünxe mit Abstand die Spitzenreiter und haben sogar noch Potential für zukünftigen Ausbau.

Kamp-Lintfort liegt auf dem 9. Platz, hat nur 4% des Potentials ausgeschöpft und zeigte im Zeitraum 2014-2018 0% Wachstum. Die Stadt Voerde hat im gleichen Zeitraum ihre Leistung verfünffacht.

Der Vergleich mit dem Durchschnitt Kreis Wesel, der landesweit auf Platz 16 von 31 liegt, zeigt, das am Niederrhein mehr möglich ist.

Während der Kreis im Zeitraum von 2014-2018 die installierte Leistung um 190% (!) steigern konnte, lag das Wachstum in Kamp-Lintfort bei 0%.

Photovoltaik auf Dächern

Bei der Photovoltaik auf Dächern hat Hamminkeln mit Abstand die Nase vorne. Bei einer Bevölkerungszahl von rund 27.000 Einwohnern hat Hamminkeln mehr Solarleistung auf den Dächern als Wesel und Moers zusammen! Es bleibt spannend zu sehen, ob der Umsetzungswille in Hamminkeln auch in Zukunft das noch vorhandene Potential ausschöpfen wird.

Kamp-Lintfort mit seiner größeren Bevölkerungszahl hat dagegen nur 32% der Solarleistung Hamminkelns und liegt auf dem 11ten Platz, knapp vor Voerde und Neukirchen-Vluyn.

Der Kreis Wesel, der landesweit im Mittelfeld auf Platz 15 von 31 liegt, zeigt das auch hier mehr möglich ist.

Photovoltaik auf Freiflächen

Bei  Photovoltaik auf der Freifläche hat Kamp-Lintfort 0% erschlossen. Neukirchen-Vluyn ist mit Abstand der Spitzenreiter durch den ENNI Solarpark.

Andere Gemeinden mache wohl auch nichts und so liegt Kamp-Lintfort mit vielen anderen in NRW auf Platz 109 und im Kreis Wesel auf Platz 6 von 6.

Der Kreis Wesel liegt hierbei landesweit im Mittelfeld auf Platz 16 von 31 liegt, praktisch allein durch den Solarpark in Neukirchen-Vluyn.

Potentialerschließung Wärme

Bei der Erschließung von erneuerbarer Wärme wurde Solarthermie und Geothermie berücksichtigt.

Solarthermie

Bei der Solarthermie liegt Kamp-Lintfort mit 0,93 GWh/a an erschlossener Leistung auf Platz 8 in Wesel und Platz 240 im Gemeindevergleich.

Geothermie

Hinsichtlich Geothermie zeigt sich Kamp-Lintfort mir Rang 300 faktisch abgeschlagen auf eine der letzten Plätze in ganz NRW. Sowohl Moers, als auch Neukirchen-Vluyn haben mehr als das Doppelte an Wärmeertrag pro Jahr.

Ganze 0,05% des verfügbaren Potentials wurden in Kamp-Lintfort bislang ausgeschöpft.

Der Kreis Wesel liegt hier wiederrum im Mittelfeld.

Disclaimer: Die Bezeichnungen der Kommunen unterscheiden sich, da diese in den Quellen unterschiedlich bezeichnet sind. Die Analyse nutzte direkt die Quellendatensätze.

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