Ökostrom von den Stadtwerken Kamp? Nicht wirklich!

Es ist 2021, das Verfassungsgericht hat die Wichtigkeit des Klimaschutzes angemahnt und erst in 2019 hatte die Verwaltung in Kamp-Lintfort eine Absichtserklärung für den Klimaschutz unterzeichnet.

Sind die Stadtwerke jetzt mittlerweile im 21ten Jahrhundert angekommen und bieten eine wirkliche erneuerbare Alternative zu Braun- und Atomstrom an?


Um es kurz zu machen

Die Stadtwerke Kamp-Lintfort behaupten auf ihrer Webseite für den Tarif NatürlichNiederrhein:

Fördern Sie den Klimaschutz und Ihre Region und beziehen Sie Strom, der aus Erneuerbaren Energien besteht und für uns aus 100 % Wasserkraft gewonnen wird.“

Tatsächlich kommt der NatürlichNiederrhein-Strom fürs Wäschewaschen in Kamp-Lintfort aber nicht 100% aus Wasserkraft.

Was die Stadtwerke Kamp-Lintfort liefern, ist konventioneller Strom, grün gewaschen mit dem Zukauf von Grünstrom-Zertifikaten. Dies ist völlig legal, aber sicherlich nicht das, was viele Verbraucher hier erwarten.

Wer einen wirklicher Ökostrom beziehen möchte, mit dem Ziel, einen Beitrag zur schnellen Energiewende zu leisten, ist hier falsch bedient.

Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass unsere Stadtwerke endlich Ökostrom anbietet, der den Namen auch verdient!

Wir empfehlen bis dahin Stromlieferanten mit einem Gütesiegel wie Grüner Strom Label, ok-power-Label oder auch die Gütesiegel des TÜV Nord oder TÜV-Süd.

Wir erklären, wieso.

Was ist Ökostrom?

Das Wort Ökostrom ist nicht geschützt. Strom aus Erneuerbaren Energien hat neben dem Energiewert auch eine Marktwert auf Grund seiner Herkunft. Menschen sind bereit, für Strom aus erneuerbaren Energien mehr Geld auszugeben.

So kam man auf folgendes Konzept: Man gibt dem Hersteller von Strom aus erneuerbaren Energien zusätzlich ein entsprechenden Öko-Zertifikat über die erzeugte Strommenge. Dies nennt sich Grünzertifikate, RECs, TRCs u.ä.

Und diese Grünzertifikate kann der Stromproduzent jetzt verkaufen. Häufig sind dies Zertifikaten über skandinavische Wasserkraft. Die Verbraucher in Skandinavien wissen, dass Ihre Energie real aus Wasserkraft gewonnen wird und so kann der Produzent diese Grünzertifikate an deutsche Stromproduzenten wie RWE oder Vattenfall verkaufen.

Wenn also ein umweltbewusster Kunde keinen Braunkohlestrom aus den teilweise mehr als 40 Jahre alten und schmutzigen Braunkohlekraftwerken beziehen möchten, dann wird vom Stromlieferant ein Grünzertifikat in entsprechender Höhe dazugekauft und ab da an ist der Strom „Öko“.

Praktisch für den Stromlieferanten, aber so ändert sich nichts in Richtung Energiewende.

Die Alternative: Gütesiegel

Die Situation ist nicht neu, nur wenig kommuniziert. Es gibt Gütesiegel, die sich dieser Sache angenommen haben.

Bei diesen Gütesiegeln wird die Trennung von Herkunft und Produzent wieder aufgehoben und man erzwingt vom Hersteller, kontinuierlich Kapazität an Erneuerbaren Energien zu erhöhen.

Die bekanntesten Gütesiegel sind der Grüner Strom Label, ok-power-Label und die Gütesiegel des TÜV Nord oder TÜV-Süd (die beide verwirrenderweise auch als Zertifikate bezeichnet werden).

Diese Siegel sind alle etabliert und es gibt zahlreiche Anbieter, die diese Anforderungen erfüllen.

Weitere Informationen mit Bewertungen der Anbieter sind zu finden u.a. unter https://www.strom-magazin.de/info/oekostrom-zertifikate-guetesiegel/ oder unter https://utopia.de/fragen/oekostrom-label-siegel-vergleich/

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