Ein buntes, lebhaftes Zentrum für Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort entwickelt sich. Weg von Bergbau und weissen Riesen und hin zu einer modernen Hochschulstadt im grünen Niederrhein mit Kino und Bahnhof. Mit der Umgestaltung des Rathausplatzes bot sich die Gelegenheit, diesem neuen Kamp-Lintfort ein zentrales Glanzlicht zu geben. Viele Elemente sind gut geworden und werden von der Bevölkerung angenommen.

Bei der Rasenfläche und der Begrünung des Karl-Flügel-Platzes hat jedoch Kreativität und Mut gefehlt. Grüne Oasen in der Innenstadt sind nicht nur im Trend, sondern bringen Kühle im Sommer und entfernen Feinstaub aus der Luft. Insektenwiesen sind Lebensraum für Insekten und Vögel und laden zum Verweilen, Spielen, Beobachten und Verweilen ein.

Aber auch für die Verwaltung ist dies vorteilhaft, denn solche naturbelassenen Wiesen sind deutlich robuster als eine Rasenfläche und brauchen nur geringen Pflegeaufwand.

Aus diesen Gründen stellten die Grünen in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 8. Dezember, 15 Uhr, einen Antrag zum Einsäen und Pflege einer Insektenwiese auf dem Karl-Flügel-Platz ab dem Frühjahr 2021:´.


Begründung im Antrag:

Der Karl-Flügel-Platz verfügt zwar, im Gegensatz zur alten Gestaltung, über eine zentrale Grünfläche (Rasenfläche), diese bietet aber keinerlei Biodiversität und wirkt insgesamt trist. Dies wird auch unter den Bürgerinnen und Bürgern intensiv diskutiert.

In der sogenannten Hallmann-Studie[1] (Hallmann et al., 2017) wird verdeutlicht, dass in den letzten 27 Jahren die Biomasse flugfähiger Insekten in Deutschland um rund 75% abgenommen hat. Eine weitere Studie der Technischen Universität München[2] (Seibold et. al, 2019)  kommt zu einem ähnlich dramatischen Ergebnis für alle Insekten, Spinnentiere sowie weitere Gliederfüßer-Gruppen.  

Auch wenn sich beide Studien auf Schutzgebiete bzw. Wälder und Wiesen beziehen, ist das Studienergebnis auf urbane Flächen übertragbar.  Neben Pestiziden und intensiver Bewirtschaftung sind auch der Flächenfraß und die Monotonie der Landschaft Treiber des Artensterbens. Im urbanen Raum kommen die naturfeindliche Gestaltung von öffentlichen sowie privaten Grünflächen und das Fehlen von Biotopverbunden (Biotopinseln) hinzu.

Des Weiteren verstärken offene, betonierte oder gepflasterte Flächen ohne nennenswerte Vegetation den urbanen Wärmeinseleffekt. Da von immer heißeren Sommern auszugehen ist, stellt diese Fläche keinen nennenswerten abkühlenden Effekt durch stomatäre Transpiration zur Verfügung. Ein Abkühlungseffekt könnte durch mehr pflanzliche Biomasse hergestellt werden.

Die Stadt Kamp-Lintfort sollte an dieser Stelle mit gutem Beispiel vorangehen und die bereits vorhandene Rasenfläche in eine Insektenweide umgestalten.

Daraus würden sich folgende Vorteile ergeben:

  • Lebensraum für Insekten und weitere Gliederfüßer
  • Nahrungsquelle für Vögel
  • Biotop-Insel in der Innenstadt
  • Geringer Pflegeaufwand und Kostenreduzierung durch Nachhaltigkeit ab dem 3. Jahr (Selbstaussaat)
  • Größere Hitzeresistenz einer Insektenweide gegenüber reinen Rasenflächen (Vertrocknung)
  • Temperatursenkung in der Umgebung durch die höhere Verdunstungsleistung (stomatäre Transpiration) gegenüber herkömmlichen Rasen
  • Hoher optischer Zierwert über das gesamte Jahr
  • Naturbeobachtung mitten in der Stadt für Jung und Alt
  • Erhöhung der Wohn- und Aufenthaltsqualität
  • Werbung für das Projekt „Kamp-Lintfort summt“ und weitere Aktionen
  • Imagegewinn bei den Bürgerinnen und Bürgern

Finanzierungsmöglichkeiten:

Finanzielle Mittel können über das Programm ‚Klimaresilienz in Kommunen[3]“ beantragt werden, da eine Umgestaltung der Rasenfläche hin zu einer Insektenweide unter die Maßnahme „Kommunale Klimaanpassungsmaßnahmen im öffentlichen Raum (öffentliche Plätze, Straßenzüge, Spiel- und Bolzplätze, Quartiersplätze o.ä.)“  fällt und zu einer sinnvollen Gegensteuerung des Wärmeinseleffekts (große, sich aufheizende Freifläche) führen würde. Entsprechende Maßnahmen können als nicht rückzahlbare Zuschüsse (unter Beachtung der Höchstgrenze) bis zu 100 % gefördert werden.


[1] Hallmann CA, Sorg M, Jongejans E, Siepel H, Hofland N, Schwan H, et al. (2017) More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PLoS ONE 12(10): e0185809.

[2] Seibold, S., Gossner, M.M., Simons, N.K., Blüthgen, N., Müller, J., Ambarli, D., Ammer, C., Bauhus, J., Fischer, M., Habel, J.C., Linsenmair, K.E., Nauss, T., Penone, C., Prati, D., Schall, P., Schulze, E.-D., Vogt, J., Wöllauer, S. und Weisser, W.W.
Arthropod decline in grasslands and forests is associated with drivers at landscape level.
Nature, 30.10.2019 

[3] https://www.ptj.de/projektfoerderung/sonderprogramm_klimaresilienz

Die NRZ berichtete hierüber im Bereich Lokales.

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